Sonntag, 11. Oktober 2015

20. Sonntag nach Trinitatis

18. Oktober 2015


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 20. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.64. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Am 20. Sonntag nach Trinitatis hören wir, dass Gottes Gebot auch den alltäglichen Lebensbereich durchdringt. Konkret geht es diesmal um das 6. Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen." Oft meinen wir, Gottes Gebote einzuhalten gehe heute gar nicht mehr. Aber der Prophet Micha macht deutlich, dass wir uns nicht herausreden können. Wir lesen:

Wochenspruch:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6, 8)

Wochenlied:

Wohl denen, die da wandeln (EG 295 (nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Es kennt der Herr die Seinen (EG 358)
Rev. 2014: Meinem Gott gehört die Welt (EG 408)

Liedvorschläge für den Gottesdienst

EG 398 - In dir ist Freude (1-2)
EG 748 - Psalm 119
EG 295 - Wohl denen, die da wandeln (1-4)
EG 238 - Herr, vor dein Antlitz treten zwei (1-3)
EG 376 - So nimm denn meine Hände (1-3)
EG 391 - Jesu, geh voran (1-4)

Im Predigttext geht es um die Ehe und um die Frage, ob es eine Scheidung geben kann. Alle Lieder werden und wurden im Zusammenhang mit einer kirchlichen Trauung gesungen. Sie sprechen von der Freude, aber auch von der ernsten Seite des Lebens, sie beschreiben das Vorhaben eines Paares, gemeinsam durchs Leben zu gehen und sie beziehen Gottes Segen auch in schwierigen Zeiten mit ein.

Epistel 1. Thess 4, 1-8

Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet. 2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht 4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, 5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. 6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. 8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch gibt.

Evangelium und Predigttext: Mk 10,2-12(13-16)


Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

10 Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach. 11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.

13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Erste Predigtidee


Auf meiner Konfirmandenseite habe ich versucht, die Evangeliumslesung nachzuerzählen. Ich denke, dass ich mich daran in der Predigt auch orientieren werden. Da ist auf der einen Seite die menschliche Praxis, dass Ehen geschieden werden - schon im alten Israel. Auf der anderen Seite steht Jesu klare Aussage: Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.


Nacherzählende Erklärung des Predigttextes


Der heutige Text aus dem Markusevangelium Kapitel 10 die Verse 2-12 macht es uns nicht leicht. Er nimmt zu einem Thema Stellung, das bis heute oder gerade heute viele Familien betrifft. Es geht um die Ehescheidung und damit auch um das 6. Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen". Offensichtlich war das schon zu Zeiten Jesu ein Problem. Und nimmt man dann bei Markus die nächsten Verse noch dazu (Mk,10,13-16), dann sieht man, wen eine Scheidung am härtesten trifft, die Kinder. Das steht zwar nicht wörtlich in diesem Text. Aber wenn Markus die Kindersegnung unmittelbar zu dem Text stellt, wo es um die Ehescheidung geht, dann will er damit zeigen, dass Kinder ganz viel Zuwendung brauchen, damit sie sich entwickeln und selbstständig und selbstbewusst ihren eigenen Weg suchen und gehen können.

Aber beginnen wir von vorn. Am Anfang einer Ehe steht die Hochzeit. Das Brautpaar empfängt Gottes Segen. Und zusammen mit Verwandten und Gästen wird ein rauschendes Fest gefeiert. Alles ist wunderbar. So ist das auch heute, wenn zwei Menschen einander versprechen, gemeinsam durchs Leben zu gehen.

Leider vergessen viele, dass das gemeinsame Leben nicht allein aus ausgelassener Freude und Tanzen besteht. Im Alltag müssen Aufgaben bewältigt werden, die manches Mal auch keinen Spaß machen. An diesen Aufgaben kann eine Beziehung zwar wachsen, manches Mal aber auch zerbrechen, wenn sich alle überfordert fühlen. Das wurde schon zu Zeiten des Alten Testaments erlebt. Im schlimmsten Fall ist es dann vielleicht auch ein gangbarer Weg, wenn eine Ehepaar sich trennt. Wahrscheinlich war deshalb dieser Vers ins 5. Buch Mose aufgenommen worden: "Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt ..." (5. Mose 24,1)

Über diesen Vers wollten Pharisäer mit Jesus diskutieren. Luther schreibt dazu: "... sie versuchten ihn damit" (Mk 10,2), d.h. sie wollten ihn aufs Glatteis führen. Offensichtlich hatten sie gehört, dass Jesus sich bei anderer Gelegenheit gegen die Ehescheidung ausgesprochen hatte. Wenn sie ihn noch einmal zu dieser Aussage verleiten konnten, dann konnten sie ihm belegen, dass er gegen die Heiligen Schriften aus den Büchern Mose verstieß. Und das durfte der Messias, der Gesandte Gottes nicht tun!

Es war nicht das erste Mal, dass fromme Juden Jesus so auf die Probe stellen wollten. Er konnte dem auch gut begegnen, indem er sich seinerseits auf die Heilige Schrift bezog und die Pharisäer gleich bei der Bibelstelle packte, die sie selbst gegen Jesus wenden wollten. "Was hat euch Mose geboten?", das war Jesu Frage. Die Frommen müssen überrascht gewesen sein. Genau das hatten sie doch gegen Jesu Position anführen wollen, um zu verdeutlichen, dass eine Scheidung erlaubt sei. "Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden", war also die Antwort der Pharisäer. Welche Bibelstelle hier gemeint war, habe ich oben schon zitiert - 5. Mose 24,1.

Jesus nimmt diesen Faden auf: "Richtig", sagt er, "Mose hat die Ehescheidung erlaubt. Das hat er aber nur gemacht, weil er eure harten Herzen kannte, weil er wusste, dass Eheleute es sich manchmal so schwer machen, als ob sie miteinander einen Krieg führen. Da ist es dann vielleicht besser, wenn man sich trennt, als dass jeder Tag zur Hölle wird." Aber das ist nicht die Position Jesu und spiegelt auch nicht Gottes Willen wieder. Jesus greift deshalb seinerseits eine Bibelstelle auf, und zwar einen Satz aus dem 1. Schöpfungsbericht. "... von Beginn der Schöpfung an hat Gott den Menschen geschaffen als Mann und Frau". Und er fügt dann einen Satz aus dem 2. Schöpfungsbericht hinzu: "Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen und die zwei werden ein Fleisch sein ..." (Mk 10,8f; vgl. 1. Mose 1,27 [Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.] und 1. Mose 2,24 [Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein "ein" Fleisch.])

Der Bibelstelle der Pharisäer setzt Jesus mit dem Verweis auf die Schöpfung Bibelstellen entgegen, die nach seiner Interpretation die Absicht Gottes mit Frau und Mann viel besser beschreiben als das Zitat von Mose, der aus menschlichen Erwägungen die Ehescheidung erlaubt - sie ist manches Mal das kleinere Übel. Aber Gottes Wille ist das für ein Ehepaar nicht. Wenn Jesus davon spricht, dass Mann und Frau ein Fleisch werden, so hat er das biblische Bild vor Augen, dass Gott Eva aus der Rippe Adams schuf. Und das ausdrücklich, weil Adam im Gegensatz zu den Tieren sonst kein Gegenüber hatte und sich ausdrücklich dieses Gegenüber wünschte. Als er seine Frau erkennt, stellt er fest: "... Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch ..." (1. Mose 2,23) "Und wenn das so ist", sagt Jesus, "dass Gott Frau und Mann zusammengeführt hat, dann soll der Mensch die Ehe nicht scheiden."

Damit wird das Gespräch mit den Pharisäern beendet gewesen sein, aber das Thema war noch nicht durch. Die Jünger von Jesus hatten genau zugehört und die hatten ihre Frage. "Was ist eigentlich, wenn Geschiedene wieder heiraten?" Das kam doch vor. Und wer weiß, vielleicht war auch einer Jünger geschieden und hatte wieder geheiratet. Jesus bleibt bei seiner eindeutigen Position, dass die Scheidung nicht in Gottes Sinn ist, dass die Ehe nach einer rechtsgültigen Scheidung tatsächlich ein Ehebruch ist und gegen das 6. Gebot verstößt. "Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe."

Dass dies tatsächlich die Position von Jesus gewesen sein muss, macht ein Satz des Apostel Paulus deutlich, den er etwa 30 Jahre später in der 2. Hälfte der 50er Jahre nach Christus seiner Gemeinde in Korinth schreibt: "Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll - hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen - und dass der Mann seine Frau nicht verstoßen soll." (1. Korinther 7,10f)


Wie gehen wir heute mit der Ehescheidung um? Sie ist vielleicht um des "Herzens Härte willen" ein Weg, den manches Ehepaar beschreiten muss. Aber dem Willen Gottes und der Vorstellung Jesu entspricht das nicht. Vielleicht ist es in Krisensituationen hilfreich, wenn sich das Ehepaar an den Anfang des gemeinsamen Weges erinnert, wie man sich verliebt traf, wie man beschloss, gemeinsam durchs Leben zu gehen und zu heiraten, und wie man dann in der Trauung Gottes Segen empfing. Vielleicht kann diese Erinnerung Kraft gegen für einen neuen Anfang.

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