Mittwoch, 1. Juli 2015

Einweihung der Sparkasse Emsland - Meppen

1. Juli 2015


Gemeinsam mit Propst Blank war ich heute zur Einweihung des neuen Sparkassengebäudes in Meppen eingeladen. Propst Blank hielt die Begrüßung und las aus dem 1. Timotheusbrief: 

Hoffnung auf Gott setzen ...


17 Ermahne die, die in dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu werden und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen. 18 Sie sollen wohltätig sein, reich werden an guten Werken, freigebig sein und, was sie haben, mit anderen teilen. 19 So sammeln sie sich einen Schatz als sichere Grundlage für die Zukunft, um das wahre Leben zu erlangen. (1. Tim 6)

Im Anschluss an diese Lesung trug ich folgende Gedanken vor: 

Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon ...


Verehrte Anwesende, 

als Sie vor Wochen oder gar schon Monaten diesen Einweihnungstermin festlegten, hatte wohl keiner damit gerechnet, dass diese Feier in die Zeit einer solchen finanzpolitische Krise fällt, wie sie sich gerade in Griechenland abpielt. Zwar ist die Sparkasse Emsland - wenn überhaupt - nur ganz peripher betroffen, aber die griechische Krise ist ja nur die Spitze des Eisbergs bzw. das, was uns gerade beschäftigt. Irland, Portugal, Spanien und Italien waren die Sorgenkinder in der Vergangenheit - und wie geht es insbesondere in den südlichen Euroländern weiter, wenn die griechische Krise nicht gelöst wird?

Wenn wir uns vor Augen halten, wie viele Billionen Euro oder Dollar oder welche Währung auch immer an Schulden weltweit angehäuft sind, wenn wir bedenken, dass jeder bei dem anderen in der Kreide steht, wenn wir im Fall von Griechenland erleben, dass ein Land seine Schulden nicht zurückzahlen kann oder will, dann kann man eigentlich nur feststellen, dass in unserem Finanzsystem etwas aus dem Ruder gelaufen ist. 

Und noch etwas beschäftigt mich zunehmend. Wir erleben es tatsächlich in unserem Alltag, und in den Medien wird es immer wieder thematisiert: die Schere zwischen denen, die etwas haben und denen die immer weniger haben, die geht weiter auseinander. Die einen sammeln immer mehr Materielles an, die anderen haben immer weniger zur Verfügung. 

An dieser Stelle kommt die biblische Botschaft in den Blick. Die ist zunächst einmal gegenüber dem Thema Geld und Finanzen und Besitz eindeutig kritisch - aber es eröffnen sich dann nach der Kritik auch Perspektiven für einen sinnvollen Umgang damit. Jesus stellt allerdings zuerst unzweideutig fest: “Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” (Mt 6,24)

In unserer gegenwärtigen Gesellschaft dreht sich fast alles nur noch ums Geld. Jeder fragt: Was bringt es mir? Wie teuer ist es? Die einen stellen fest, dass es nicht zu teuer werden darf, weil sonst der Gewinn schmilzt; die anderen müssen rechnen, dass es nicht zu teuer wird, weil sie es sonst gar nicht mehr kaufen und bezahlen dürfen. Wie wir es auch drehen: Hauptsache die Kasse stimmt. 

Gott lieben und den Nächsten wie mich selbst ...


Jesus hat da einen anderen Ansatz. Als er gefragt wurde, was für ihn denn das wichtigste Gebot sei, da antwortete er kurz und knapp: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst. Diesen Dreiklang - Gott, den Nächsten und mich selbst - diesen Dreiklang müssten wir in unserer Gesellschaft, aber auch in unserer Wirtschaft wieder neu entdecken. 

Ich knüpfe beim Menschlichen an. Die Sparkasse verfolgte wie alle Banken vor Ort früher den Gedanken: “Von den Sparen sammeln wir das Geld ein und geben es an die Kreditnehmer weiter. Die bezahlen dafür ihre Zinsen, von denen wir ein wenig behalten - das ist unser Gewinn - und den Rest geben wir an die Sparer weiter.” Bei diesem Modell profitierten alle mehr oder weniger davon und konnten zufrieden sein. 

Die Sparer sind nun aus diesem Modell herausgefallen; nicht allein bei der Sparkasse - und die war auch nicht der Motor in dieser Entwicklung - , sondern deutschlandweit, ja weltweit. Für Spareinlagen bekommen wir kaum noch Zinsen. Und das macht Menschen, die diese Zinsen für den Lebensabend eingeplant hatten, zunehmend Sorgen. 

Nun kann man einwenden: In der Geldwirtschaft - wie in der Wirtschaft überhaupt - geht es darum, optimalen Gewinn zu erzielen. Die das sagen, haben Recht. Das ist die formale Logik, wenn sich alles ums Geld dreht, wenn das Geld - und jetzt nehme ich den biblischen Ausdruck hinzu - wenn der Mammon an erster Stelle steht und dann im Verständnis Jesu schon einen göttlichen Status einnimmt. 

Während uns die Logik des Geldes den Gewinn ans Herz legt, legt uns Gott den Nächsten ans Herz. "Wohltätig sein - reich an guten Werken - freigiebig - mit anderen teilen." So haben wir es in der Lesung gehört.

Gottes Handlungsanweisung zielt auf Gemeinschaft und nicht Vereinzelung: den Nächsten lieben wie mich selbst. Wohlgemerkt: beides ist im Blick! Wenn ich nach Gottes Gebot auf den nächsten schaue, muss ich mich selbst nicht verleugnen oder verstecken. 

Das ist der Dreiklang, der uns verloren gegangen ist. Ich kann diesen Dreiklang auch so beschreiben: Zuerst steht die Frage, was in Gottes Augen gut und wichtig ist? Und dann schaue ich, was dem Nächsten nutzt und mir selbst letztendlich auch zugute kommt. 

Wenn wir diesen Dreiklang wieder neu entdeckt haben, dann werden wir feststellen, dass die biblische Botschaft dem Besitz und dem Gewinn gar nicht so negativ gegenüberstehen wie wir das landläufig meinen. Das Alte Testament ist da sehr deutlich, wenn es den materiellen Besitz auch als ein Geschenk Gottes betrachtet und wenn Gott seinen Segen zur Arbeit gibt. 

Gottes Segen für die Arbeit ...


In diesem Sinn wünsche ich der Sparkasse Emsland in der Region und für die Region zusammen mit den Mitarbeitern, die hier leben und arbeiten, und den Kunden, die der Sparkasse ihr Geld anvertrauen, gute Geschäfte unter dem Segen Gottes. Ich wünsche mir aber auch eine Veränderung in unserem Land, in Europa, ja weltweit: Dass der Mensch wieder in den Blick kommt, nicht egoistisch der Einzelne für sich allein, sondern zusammen mit dem Nächsten, den uns Gott an die Seite gestellt hat. 

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