Samstag, 10. Juli 2021

6. Sonntag nach Trinitatis

11. Juli 2021

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 6. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.49. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". Auf dieser Internetseite schreibt Manfred Senftleben zum Thema des Sonntags: "Am 6. Sonntag nach Trinitatis hören wir von der Taufe, dass wir durch sie zu Gottes Volk hinzuberufen sind. Die Taufe läßt uns teilhaben an dem Tod und der Auferstehung Jesu, und so haben wir auch Teil an dem wunderbaren Licht, das mit Jesus in diese Welt leuchtet."

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein. (Jes 43,1)

Lieder im Gottesdienst

fT 15,1-3 - Und ein neuer Morgen
oder: fT 4 Eingeladen zum fest des Glaubens
Psalm 139 in Verbindung mit fT 91 Kehrvers Strophe 1 - vgl. Freitöne Seite 232
fT 132 Ich steh dazu
fT 45 Stimme, die Stein zerbricht
fT 177 Freunde dass der Mandelzweig

Psalm 139 (zusammen mit fT 91 Kehrvers)

1 HERR, du erforschest mich
und kennest mich.
2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
3 Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehst alle meine Wege.
4 Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, HERR, nicht schon wüsstest.
5 Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
6 Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.
7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
8 Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
9 Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
10 so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.
 

Epistel Röm 6, 3-8

Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so dass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.

Predigttext Exodus 8

8 Die Israeliten waren unter der Macht einer starken Hand ausgezogen. 9 Und die Ägypter jagten ihnen nach mit Rossen, Wagen und ihren Männern und mit dem ganzen Heer des Pharao und holten sie ein, als sie sich gelagert hatten am Meer bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon.

10 Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem HERRN 11 und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? 12 Haben wir’s dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben. ...

15 Und der HERR sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen. 16 Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand über das Meer und teile es mitten durch, sodass die Israeliten auf dem Trockenen mitten durch das Meer gehen. 17 Siehe, ich will das Herz der Ägypter verstocken, dass sie hinter euch herziehen, und will meine Herrlichkeit erweisen an dem Pharao und aller seiner Macht, an seinen Wagen und Männern. 18 Und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der HERR bin ...

21 Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken und die Wasser teilten sich. 22 Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. 23 Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Männer, mitten ins Meer. ...

26 Aber der HERR sprach zu Mose: Recke deine Hand aus über das Meer, dass das Wasser wiederkomme und herfalle über die Ägypter, über ihre Wagen und Männer. 27 Da reckte Mose seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam gegen Morgen wieder in sein Bett, und die Ägypter flohen ihm entgegen. So stürzte der HERR sie mitten ins Meer. 28 Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, sodass nicht einer von ihnen übrig blieb. …

30 So errettete der HERR an jenem Tage Israel aus der Ägypter Hand. Und sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres liegen.

Predigt

Wir nähern uns dem nicht ganz einfachen Predigttext schrittweise. Er gehört zum 6. Sonntag nach Trinitatis, an dem wir uns an die Taufe erinnern, weil Gott die Israeliten durchs Wasser führte und errettet, wie er uns in der Taufe neues und ewiges Leben schenkt. 

Was mir allerdings schon als Kind nicht gefallen hat, ist der Erzählstrang, dass die Ägypter mit Ross und Wagen umkamen. Insbesondere die Pferde taten mir leid. Aber ich fand es faszinierend, dass Gott sein Volk Israel aus höchster Not rettet. Das würden wir uns heute auch so manches Mal in unserem Leben wünschen.

Doch damit ist der Text natürlich nicht erschöpfend gedeutet. Schauen wir zunächst auf die Ägypter. Was treibt sie an. Unter dem Eindruck der 10 Plagen hatten sie die Israeliten ziehen lassen. Sehr schnell allerdings merkten die Ägypter, dass ihnen die billigen Arbeitskräfte fehlten. Das ist ja bis heute so. Wo mehr bezahlt werden muss als zwingend erforderlich, da werden alternative, billigere Wege gesucht. Im Fall der Israeliten wollte der Pharao die Geflohenen zurückholen, wenn es sein musste, mit Gewalt. 

Da die Ägypter nur ihren Profit und ihren Gewinn, aber auch ihre Macht im Blick hatten, ignorierten sie die offenkundige Gefahr. Sie zogen sehenden Auges in den Untergang. Der Verstand, aber auch das Herz hätte ihnen sagen müssen, dass der wundersame Weg durchs Meer nicht für sie bestimmt sein konnte. Aber das blendeten sie aus. Zurückstecken war nicht ihre Sache. Und so kam zwangsläufig das Verderben. 

Wäre Mose nicht gewesen, der auf Gottes Zusage vertraute - und genau an dieser Stelle ist der Unterschied: Vertrauen auf Gott, Blick auf Gewinn und Macht - , die Ägypter hätten leichtes Spiel gehabt. Die Israeliten wären den alten Herren ohne viel Aufhebens gefolgt. “Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast?”, so halten sie es Mose vor. “Haben wir’s dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.”

Da hätten sich dann die richtigen gefunden. Die einen, die billige Arbeitskräfte suchten, die anderen, die die Freiheit wohl verlockend fanden - versucht hatten sie es ja -, aber wenn sie dafür einen persönlichen Preis zahlen müssten, wenn sie kämpfen und dabei vielleicht sogar sterben müssten, so viel war ihnen die Freiheit dann doch nicht wert. Der Weg des geringsten Widerstands ist zwar nicht unbedingt schön und er genießt auch kein hohes Ansehen, aber dieser Weg ist bequem. Man bekommt gesagt, was zu tun ist, und man muss nicht allzuviel selber nachdenken und entscheiden. Und wenn dann der Magen noch gefüllt ist - die Fleischtöpfe Ägyptens sind sprichwörtlich geworden - was will man mehr. 

Gott will für sein Volk allerdings viel mehr - wie die Israeliten es sich in Ägypten gewünscht hatten, will Gott für sie Freiheit. Aus dem Sklavenhaus Ägypten will er sie in ein Land führen, wo Milch und Honig fließen. Letztendlich hat Gott auch uns das in der Taufe versprochen: Frei von der Macht der Sünde sollen wir unser Leben gestalten. Nur heißt Freiheit eben nicht, dass einem alles in den Schoß fällt. Und der Weg ins gelobte Land war durchaus ein langer Weg, ein steiniger Weg, auf dem manche Hindernisse überwunden werden mussten. So, wie das bei uns auch ist.

In der brenzligen Situation am Schilfmeer war es erst einmal das Gottvertrauen eines Mannes, der das Volk vor der erneuten Sklaverei bewahrte. Wäre Mose nicht gewesen, die Israeliten wären umgekehrt. Allein das Vertrauen dieses einen ermöglichte es den vielen, auf dem Weg in die Freiheit weiterzuziehen und nicht schon auf den ersten Metern zu scheitern. Am Berg Sinai angekommen bekannte das Volk unter dem Eindruck der Erlebnisse während der Wüstenwanderung auf der einen Seite einmütig: “Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun.” Auf der anderen Seite wichen sie sehr schnell vom eingeschlagenen Weg ab und bauten sich ihren eigenen Gott, das Goldene Kalb. “Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat!” So wankelmütig ist das menschliche Herz. 

Nur Gott hält an seinem Versprechen fest. Nachdem Israel die Zehn gebote empfangen hat, dauert es zwar 40 Jahre, bevor man ans versprochene Ziel gelangt, und von der Generation, die aus Ägypten aufbrach, betreten nur zwei das Gelobte Land - Josua und Kaleb - aber Gott erfüllt seine Verheißung und Israel kann das Land in Besitz nehmen, wie es den Vätern versprochen war. 

Was bedeutet das nun für uns? Heute am 6. Sonntag nach Trinitatis erinnern wir in der evangelischen Kirche an unsere Taufe, Jahr für Jahr übrigens. Mit Christus sind wir der Sünde gestorben, so erklärt es Paulus im Brief an die Römer. Die Sünde hat keine Macht mehr über unser. Wir haben es nicht mehr nötig, allein auf Gewinn, Profit oder Macht - und was sonst noch zu diesem Themenkreis gehört - zu schielen. Gott hat uns in der Taufe ein Leben in Freiheit geschenkt. Das ist zwar kein Weg, so habe ich es eingangs ja auch schon gesagt, auf dem uns alles in den Schoß fällt, aber Gott hat uns alles gegeben, was wir brauchen, um unseren Weg in der Welt zu gehen.

Er hat uns einen Verstand - und auch ein Herz - gegeben, damit wir Situationen erkennen und Gefahren einschätzen können. Er hat uns seine Gebote gegeben - das verbindet uns mit seinem ersterwählten Volk, den Israeliten - er hat uns seine Gebote gegeben, an denen wir uns orientieren und das leben ausrichten können. Und Gott hat uns seinen Sohn gegeben. Mit seinem Leben zeigt uns Jesus, wie Leben in der Gemeinschaft mit den Schwachen gelingen kann. Mit seinem Tod zeigt er, wohin Fanatismus und politische und militärische Gewalt führen - eben in den Tod. Jedoch mit seiner Auferstehung zeigt er, dass nicht der Tod und all seine Helfershelfer das letzte Wort behalten, sondern dass dieses letzte Wort allein bei Gott liegt, der das Leben in Freiheit für jeden Menschen will. 

Wir sind zwar im Augenblick meilenweit davon entfernt, dass wir diesen Weg der Freiheit für jeden Menschen gehen, aber warum sollen wir nicht dem Beispiel des Mose folgen, der auf Gottes Wort vertraute und sein Volk in die Freiheit führte. Auf diesem Weg liegt Gottes Segen. Der Weg der Ägypter in den selbstverschuldeten Untergang sollte uns eine eindeutige Mahnung sein. 

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