Freitag, 12. Juni 2020

1. Sonntag nach Trinitatis

14. Juni 2020



Vorüberlegungen zum Gottesdienst

Manfred Senftleben beschreibt auf seiner Internetseite sehr gut den Charakter des Sonntags: "Der 1. Sonntag nach Trinitatis hat die Apostel und Propheten zum Thema." (https://daskirchenjahr.de/tag.php?name=1ntrinitatis&zeit=Trinitatis) Das Erste und das Zweite Testament werden damit ganz eng miteinander verbunden und aufeinander bezogen. 

Auch das Evangelium dieses Sonntags (Lk 16, 19-31) nimmt das von Senftleben benannte Thema auf. Es geht um die "Begegnung" des "armen Lazarus" und des "reichen Mannes" jenseits des Todes. Lazarus hatte sich zu Lebzeiten von den Brosamen des Reichen ernähren müssen, während der in Saus und Braus lebte. In der jenseitigen Welt fand sich Lazarus im Schoß Abrahams wieder, während der Reiche in die "Hölle" (Luther) kam. 

Das ist aber keineswegs die Quintessenz des Textes. Der Reiche erkennt in seiner Situation, dass sein jenseitiges Schicksal eng mit seiner diesseitigen Lebensweise verbunden ist. Dieses Schicksal will er seinen Brüdern, die genauso rücksichtslos leben wie er das getan hat, ersparen. Lazarus, auferstanden von den Toten, solle sie warnen. Abraham, an den diese Bitte gerichtet ist, antwortet: "Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. ... Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde." (Lk 16,30f)

Predigen werde ich über Joh 5, 39-47. Diesen Text, der auch schon nach der alten Perikopenordnung als Lesung für den 1. Sonntag nach Trinitatis vorgesehen war, hatte ich bisher überhaupt nicht wahrgenommen. Auch der Pastor findet immer wieder interessante neue Bibelstellen :-) Hier bindet Jesus Altes und Neues Testament wunderbar zusammen. 

Als ich diesen Text im Bibelserver nachlas, entdeckte ich dieses Video: 



Zum einen wird sehr anschaulich der Aufbau des Evangeliums beschrieben, zum anderen aber auch die Bezüge zum Ersten Testament hergestellt. Für die Predigt werde ich mich mit diesem Video auseinandersetzen. 

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 1. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.44. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lk 10, 16)

Wochenlied:

Von Gott will ich nicht lassen (Eg 365)
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)

Gottesdienstablauf

Corona-Zeiten sind seltsame Zeiten!

Wir werden den Gottesdienst fröhlich feiern, jedoch aufs Singen verzichten. 

Somit ergibt sich dieser Aufbau: 
  • Orgelvorspiel
  • Begrüßung
  • Psalmgebet
  • Lesung
  • Glaubensbekenntnis
  • Orgel/Musik/Rezitation
  • Predigt
  • Orgel/Musik/Rezitation
  • Abkündigungen
  • Fürbitte und Vaterunser
  • Entlassung und Segen
  • Orgelnachspiel


=== vor der Predigt === 

1.) Geist des Glaubens, Geist der Stärke, / des Gehorsams und der Zucht, / Schöpfer aller Gotteswerke, / Träger aller Himmelsfrucht; / Geist, der einst der heilgen Männer, / Kön'ge und Prophetenschar, / der Apostel und Bekenner / Trieb und Kraft und Zeugnis war. / 

2.) Rüste du mit deinen Gaben / auch uns schwache Kinder aus, / Kraft und Glaubensmut zu haben, / Eifer für des Herren Haus / eine Welt mit ihren Schätzen, / Menschengunst und gute Zeit, / Leib und Leben dranzusetzen / in dem großen, heilgen Streit. / 

=== während der Predigt ===

4.) Gib uns Moses starkes Beten / um Erbarmung und Geduld, / wenn durch freches Übertreten / unser Volk häuft Schuld auf Schuld. / Lass uns nicht mit kaltem Herzen / unter den Verdorbnen stehn, / nein, mit Moses heilgen Schmerzen / für sie seufzen, weinen, flehn. / 

5.) Gib uns Davids Mut, zu streiten / mit den Feinden Israels, / sein Vertraun in Leidenszeiten / auf den Herren, seinen Fels. / Feindeslieb und Freundestreue, / seinen königlichen Geist / und ein Herz, das voller Reue / Gottes Gnade sucht und preist. / 

6.) Gib Elias heilge Strenge, / wenn den Götzen dieser Zeit / die verführte blinde Menge / Tempel und Altäre weiht, / dass wir nie vor ihnen beugen / Haupt und Knie, auch nicht zum Schein, / sondern fest als deine Zeugen / dastehn, wenn auch ganz allein. / 

=== nach der Predigt ===

7.) Gib uns der Apostel hohen,  / ungebeugten Zeugenmut, / aller Welt trotz Spott und Drohen / zu verkünden Christi Blut. / lass die Wahrheit uns bekennen, / die uns froh und frei gemacht. / Gib, dass wir's nicht lassen können, / habe du die Übermacht. / 

9.) Geist des Glaubens, Geist der Stärke, / des Gehorsams und der Zucht, / Schöpfer aller Gotteswerke, / Träger aller Hirnmelsfrucht. / Geist, du Geist der heilgen Männer, / Kön’ge und Prophetenschar, / der Apostel und Bekenner, / auch bei uns werd offenbar!

Evangelium Lk 16, 19-31

19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 20 Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren 21 und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. 22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben.

23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt. 26 Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber.

27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

Predigt

Das Lied "EG 137 Geist des Glaubens, Geist der Stärke" nimmt wunderbar das Anliegen des Sonntags auf. Die ausgewählten Strophen trage ich zur Orgelbegleitung rezitierend vor: 1-2 vor der Predigt; 4-6 während der Predigt und 7 und 9 nach der Predigt.

EG 137 Geist des Glaubens

1.) Geist des Glaubens, Geist der Stärke, / des Gehorsams und der Zucht, / Schöpfer aller Gotteswerke, / Träger aller Himmelsfrucht; / Geist, der einst der heilgen Männer, / Kön'ge und Prophetenschar, / der Apostel und Bekenner / Trieb und Kraft und Zeugnis war. / 

2.) Rüste du mit deinen Gaben / auch uns schwache Kinder aus, / Kraft und Glaubensmut zu haben, / Eifer für des Herren Haus / eine Welt mit ihren Schätzen, / Menschengunst und gute Zeit, / Leib und Leben dranzusetzen / in dem großen, heilgen Streit. /

Predigttext Johannes 5,39-47

Ein unbekannter Predigttext - hören wir, was der Text sagt. Jesus spricht mit seinen jüdischen Mitmenschen:

39 Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt; 40 aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.

41 Ich nehme nicht Ehre von Menschen; 42 aber ich kenne euch, dass ihr nicht Gottes Liebe in euch habt. 43 Ich bin gekommen in meines Vaters Namen und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen. 44 Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?

45 Ihr sollt nicht meinen, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft. 46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. 47 Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?

Der vorletzte Satz war es, der mich sofort ansprach: “Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.” Da war sie wieder, diese enge Verzahnung des Ersten und des Zweiten Testamentes - wir können auch sagen: des Alten und des Neuen Testamentes. Diese Verzahnung finde ich faszinierend. Wie viel Ermutigung, wie viel Liebe, wie viel Vergebung finden wir bereits in der Heiligen Schrift unserer jüdischen Geschwister, die hier mit “Mose” gleichgesetzt wird. 

Das, was Jesus im Predigttext gleich zweimal sagt, dass bereits das Erste Testament auf ihn verweist, das findet sich auf faszinierende Weise im gesamten Johannesevangelium wieder. Ich will es Ihnen an drei Stellen erläutern. 

Den Anfang des Johannesevangeliums kennen die meisten von Ihnen. Am 2. Weihnachtstag werden diese Worte im Gottesdienst gelesen: 

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht … 

Und dann bezieht Johannes diese Vorstellung vom Wort Gottes auf Jesus: 

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Mit diesen Worten setzt Johannes sein Evangelium parallel zum ersten Buch der Bibel, zur Geschichte von der Schöpfung. Die beginnt mit den Worten: “Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde …”

Gott sprach: Es werde Licht!
Gott sprach: Es werde eine Feste … also der Himmel.
Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe.

Dieses schöpferische Wort spricht Gott bei jedem Schöpfungswerk - und Johannes erklärt dann: “Alle Dinge sind durch das Wort gemacht …” - “Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns …” Das heißt nichts weniger als das, dass dieser Jesus, von dem Johannes berichtet, dass der seit Anbeginn der Welt bei Gott war, dass durch ihn die Welt geschaffen wurde. 

Die zweite Bibelstelle, wo Johannes das erste und das zweite Testament ganz eng miteinander verzahnt, das ist das Weinwunder von Kana. Sie kennen die Geschichte. Jesus ist zu einer Hochzeit eingeladen. Der Bräutigam hat sich beim Einkauf verkalkuliert - der Wein geht aus. Ziemlich peinlich. Jesus verwandelt nach anfänglichem Zögern das in Krügen bereitstehende Wasser in Wein. Johannes schließt die Geschichte dann mit dem Satz: “Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.” - Ich gebe zu, ich konnte bisher mit diesem Wunder nicht allzuviel anfangen. Und warum offenbart Jesus seine Herrlichkeit, dass seine Jünger an ihn glauben? Doch dann bekam ich bei der Vorbereitung dieses Gottesdienstes einen Hinweis auf eine Bibelstelle bei Jesaja. Da wird in Kap 25 ”Das große Freudenmahl” beschrieben. In Vers 6 lesen wir: “Und der HERR Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist.” - Da war die Erklärung, warum diese Hochzeitsfeier und die Verwandlung des Wassers in Wein ein Zeichen der Herrlichkeit Jesu ist. Johannes versteht die Hochzeit als ein Zeichen für das bei Jesaja angekündigte Freudenmahl mit Gott - und zu diesem Freudenmahl gehört eben auch der Wein: “… fettes Mahl - mit reinem Wein, … darin keine Hefe ist …”

Langsam dämmert es uns, was Jesus meinte, als er sagte: “Wenn ihr Mose glaubtet - bzw. der Schrift des Ersten Testaments -, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.”

Der dritte Punkt, mit dem Johannes das Alte Testament auf Jesus bezieht, der ist genauso faszinierend wie der Bezug zur Schöpfung. Einige von Ihnen werden wissen, dass Jesus im Johannesevangelium die so genannten “Ich-bin-Worte” spricht. 

Joh 6,35: Ich bin das Brot des Lebens ...
Joh 8,12: Ich bin das Licht der Welt ...
Joh 10,9: Ich bin die Tür ...
Joh 10,11: Ich bin der gute Hirt ...
Joh 11,25 f.: Ich bin die Auferstehung und das Leben ...
Joh 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben ...
Joh 15,1: Ich bin der wahre Weinstock ...

Schon durch ihre Prägnanz an sich sind diese Worte faszinierend. Aber diese Faszination kann noch gesteigert werden, wenn man weiß, dass die beiden ersten Worte eines jeden Satzes - ich bin - schon einmal gesprochen wurde. Gott sprach diese Worte am Berg Sinai, als Mose ihn fragte, welchen Gottesnamen er denn den Israeliten sagen solle, damit die ihm glauben. 

Damit Sie den Zusammenhang erkennen, muss ich Ihnen einmal Griechisch zumuten. Wenn Jesus sagt: “Ich bin das Brot des Lebens.”, dann heißt das im Griechischen: “ἐγώ εἰμι ὁ ἄρτος τῆς ζωῆς” - “ἐγώ εἰμι” - das sind die entscheidenden Worte; und genau die gebraucht in der griechischen Übersetzung des ersten Testaments auch Gott, als er Mose seinen Namen offenbart: “Εγώ εἰμι ὁ ὤν” - und übersetzt heißt das: “Ich bin, der ich sein werde.” Während Gott hier seine Identität in ein geheimnisvolles Bildwort kleidet, kann Jesus, das fleischgewordene Wort Gottes, konkret werden: Brot des Lebens, Licht der Welt, die Tür zu Gott, der gute Hirte - übrigens auch ein Prädikat, das bis dahin Gott zustand; im 23. Psalm haben wir es doch alle gelernt: “Der Herr ist mein Hirte …” - Jesus fährt dann fort: die Auferstehung und das Leben, der Weg, die Wahrheit und das Leben, der wahre Weinstock.

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An dieser Stelle machen wir eine Zäsur: Das Lied “Geist des Glaubens, Geist der Stärke”, das Herr Detlau-Keire und ich Ihnen vorgetragen hatten, zählt ja auf, für wen der Geist Trieb und Kraft und Zeugnis war: der heilgen Männer, / Kön'ge und Prophetenschar, / der Apostel und Bekenner … Im mittleren Teil erzählt das Lied von Mose, König David und vom Propheten Elia. Das wollen Herr Detlau-Keire und ich Ihnen jetzt vortragen.

EG 137 Gib uns Moses starkes Beten

4.) Gib uns Moses starkes Beten / um Erbarmung und Geduld, / wenn durch freches Übertreten / unser Volk häuft Schuld auf Schuld. / Lass uns nicht mit kaltem Herzen / unter den Verdorbnen stehn, / nein, mit Moses heilgen Schmerzen / für sie seufzen, weinen, flehn. / 

5.) Gib uns Davids Mut, zu streiten / mit den Feinden Israels, / sein Vertraun in Leidenszeiten / auf den Herren, seinen Fels. / Feindeslieb und Freundestreue, / seinen königlichen Geist / und ein Herz, das voller Reue / Gottes Gnade sucht und preist. / 

6.) Gib Elias heilge Strenge, / wenn den Götzen dieser Zeit / die verführte blinde Menge / Tempel und Altäre weiht, / dass wir nie vor ihnen beugen / Haupt und Knie, auch nicht zum Schein, / sondern fest als deine Zeugen / dastehn, wenn auch ganz allein. / 

Fortsetzung

“Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.” Das hatte Jesus seinen jüdischen Mitbürgern gesagt. Einen ähnlichen Satz haben wir auch im Evangelium gehört. In der Totenwelt erkennt der reiche Mann, dass sein jenseitiges Schicksal eng mit seiner diesseitigen Lebensweise verbunden ist. Dort lebte er in Saus und Braus und ohne Rücksicht auf die anderen. Jetzt leidet er höllische Qualen.

Dieses Schicksal will er seinen Brüdern, die genauso rücksichtslos leben wie er das getan hat, ersparen. Lazarus, auferstanden von den Toten, solle sie warnen. Abraham, an den diese Bitte gerichtet ist, antwortet: "Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.” Das genau ist ja die Krux. Der Reiche weiß, dass seine Brüder selbstverständlich Mose und die Propheten kennen. Sie glauben durchaus auch an Gott und gehen ab und zu zum Gottesdienst in den Tempel, aber muss man deswegen auf den eigenen Vorteil und Gewinn verzichten? Weil der Reiche diese Lebenseinstellung kennt, entgegnet er Abraham: “Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun.” Abraham stellt nur fest: “Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde." (Lk 16,30f)

Wir haben einen, der von den Toten auferstanden ist, liebe Gemeinde! Jesus Christus, Gottes Sohn, sein fleischgewordenes Wort! Und wir haben Mose und die Propheten! Wir wissen, was gut und richtig und was falsch ist. Und wie sieht unsere Welt aus? Unterscheidet sie sich wesentlich von der, die in der Geschichte des armen Lazarus gezeichnet wird, der sich von dem ernähren darf, was der Reiche ihm gnädigerweise übrig lässt, was von seinem Tisch fällt?

Lassen Sie uns genau das tun, was Jesus uns im Wochenspruch zusagt: “Wer euch hört, der hört mich …” Herr Reichenbach hatte das dann so gedeutet: “Dies ist der Auftrag Christi, als er zusätzlich zu den Zwölfen 70, vielleicht 72 Jünger aussendet, um die Botschaft vom Anbruch der Gottesherrschaft zu verbreiten. Es handelt sich um einen Appell, der uns auch heute manches zu sagen hat und uns eine Leitlinie und einen Kompass in unserer gegenwärtigen, für viele Menschen von großen Unsicherheiten, Ängsten und Nöten geprägten Zeit bieten kann.”

Damit sind wir  mitten im Geschehen drin. Bisher konnten wir uns auch noch als ein Beobachter sehen - interessant, wie Altes und Neues Testament zusammengehören. Jetzt sind wir Teil der Geschichte. Uns Christen kommt die Aufgabe zu, vom lebendigen Gott zu erzählen, von dem, was in seinen Augen richtig und gut ist für diese Welt ist. Wenn wir uns auf das Erste Testament beziehen, tun wir das mit unseren jüdischen Geschwistern. Gemeinsam haben wir “Mose und die Propheten”, auf die die Welt hören soll. Wenn wir auf das Zweite Testament schauen, dann bezeugen wir, dass Gottes schöpferisches Wort Fleisch geworden ist - konkret, anschaulich. Bei dem von den Toten auferstandenen Christus finden wir, findet die Welt alles, was wir brauchen: Brot des Lebens, Licht der Welt, eine Tür zu Gott, einen guten Hirte, der sich um seine Herde kümmert. Bei Jesus finden wir aber auch die Auferstehung und das Leben, er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, der wahre Weinstock, der uns zum himmlischen Freudenmahl einlädt.

Amen.

EG 137 Gib uns der Apostel hohen, ungebeugten Zeugenmut

7.) Gib uns der Apostel hohen,  / ungebeugten Zeugenmut, / aller Welt trotz Spott und Drohen / zu verkünden Christi Blut. / lass die Wahrheit uns bekennen, / die uns froh und frei gemacht. / Gib, dass wir's nicht lassen können, / habe du die Übermacht. / 

9.) Geist des Glaubens, Geist der Stärke, / des Gehorsams und der Zucht, / Schöpfer aller Gotteswerke, / Träger aller Hirnmelsfrucht. / Geist, du Geist der heilgen Männer, / Kön’ge und Prophetenschar, / der Apostel und Bekenner, / auch bei uns werd offenbar!

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