Samstag, 13. Juli 2019

4. Sonntag nach Trinitatis

14. Juli 2019


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 4. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.47. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal 6,2)

Wochenlied:

Komm in unsre stolze Welt (EG 428) oder
O Gott, du frommer Gott (EG 495)

Leider ist bei der zurückliegenden Perikopenrevision das Lied "Mir ist Erbarmung widerfahren" (EG 355) als Wochenlied weggefallen - ausgesprochen schade!

Lieder für den Gottesdienst

Da unsere Organisten alle unterwegs sind, werden wir aus dem Liederbuch der Jugend singen.

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (Nr. 53,1.2.4)
Psalm 108 (in Abwandlung [Nr. 01])
Liebe ist nicht nur ein Wort (Nr. 08,1-3)
Wie ein Fest nach langer Trauer (Nr. 27)
Wo ein Mensch vertrauen gibt (Nr. 51)
Beten - in der Stille angekommen (Nr. 64)

Epistel - Röm 14, 10-13

10 Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. 11 Denn es steht geschrieben (Jesaja 45,23): »So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.« 12 So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. 13 Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.

Evangelium - Lk 6, 36-42

36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. 37 Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.
38 Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.
39 Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? 40 Der Jünger steht nicht über dem Meister; wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.

41 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? 42 Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!

Predigttext 1. Sam 24, 1-20 - David verschont Saul in der Höhle von En-Gedi

241 Und David zog von dort hinauf und blieb in den Bergfesten bei En-Gedi. 2 Als nun Saul zurückkam von der Verfolgung der Philister, wurde ihm gesagt: Siehe, David ist in der Wüste En-Gedi. 3 Und Saul nahm dreitausend auserlesene Männer aus ganz Israel und zog hin, David samt seinen Männern zu suchen, in Richtung auf die Steinbockfelsen. 4 Und als er kam zu den Schafhürden am Wege, war dort eine Höhle und Saul ging hinein, um seine Füße zu decken. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle.

5 Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Siehe, das ist der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat: Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, dass du mit ihm tust, was dir gefällt. Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel vom Rock Sauls. 6 Aber danach schlug ihm sein Herz, dass er den Zipfel vom Rock Sauls abgeschnitten hatte, 7 und er sprach zu seinen Männern: Das lasse der HERR ferne von mir sein, dass ich das tun sollte und meine Hand legen an meinen Herrn, den Gesalbten des HERRN; denn er ist der Gesalbte des HERRN. 8 Und David wies seine Männer von sich mit harten Worten und ließ sie sich nicht an Saul vergreifen.

Als aber Saul sich aufmachte aus der Höhle und seines Weges ging, 9 machte sich auch David auf ihm nach und ging aus der Höhle und rief Saul nach und sprach: Mein Herr und König! Saul sah sich um. Und David neigte sein Antlitz zur Erde und fiel nieder. 10 Und David sprach zu Saul: Warum hörst du auf das Geschwätz der Menschen, die da sagen: David sucht dein Unglück? 11 Siehe, heute haben deine Augen gesehen, dass dich der HERR in meine Hand gegeben hat in der Höhle, und man hat mir gesagt, dass ich dich töten sollte. Aber ich habe dich verschont; denn ich dachte: Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des HERRN. 12 Mein Vater, sieh doch hier den Zipfel deines Rocks in meiner Hand! Dass ich den Zipfel von deinem Rock schnitt und dich nicht tötete, daran erkenne und sieh, dass meine Hände rein sind von Bosheit und Empörung. Ich habe mich nicht an dir versündigt; aber du jagst mir nach, um mir das Leben zu nehmen. 13 Der HERR wird Richter sein zwischen mir und dir und mich an dir rächen, aber meine Hand soll dich nicht anrühren; 14 wie man sagt nach dem alten Sprichwort: Von Bösen kommt Böses; aber meine Hand soll dich nicht anrühren. 15 Wem zieht der König von Israel nach? Wem jagst du nach? Einem toten Hund, einem einzelnen Floh! 16 Der HERR sei Richter und richte zwischen mir und dir und sehe darein und führe meine Sache, dass er mir Recht schaffe wider dich!

17 Als nun David diese Worte zu Saul geredet hatte, sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul erhob seine Stimme und weinte 18 und sprach zu David: Du bist gerechter als ich, du hast mir Gutes erwiesen; ich aber habe dir Böses erwiesen. 19 Und du hast mir heute gezeigt, wie du Gutes an mir getan hast, als mich der HERR in deine Hände gegeben hatte und du mich doch nicht getötet hast. 20 Wo ist jemand, der seinen Feind findet und lässt ihn mit Frieden seinen Weg gehen? Der HERR vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast!

Predigtidee

Manfred Senftleben beschreibt das Anliegen des 4. Sonntags nach Trinitatis so: "Der 4. Sonntag nach Trinitatis wendet sich der Gemeinde zu. Sie wird als Gemeinde der Sünder gesehen, die der Gnade Gottes bedarf. Ohne die Erkenntnis der eigenen Sünde ist es unmöglich, die Gnade Gottes anzunehmen, weil man sie nicht für nötig hält. Selbstgerechtigkeit entsteht, die dann in Überheblichkeit und Menschenverachtung mündet. ..." (https://daskirchenjahr.de/tag.php?name=4ntrinitatis&zeit=Trinitatis)

Was das bedeutet, möchte ich anhand des Alttestamentlichen Textes und der Epistel bedenken.

Es gab einmal eine Zeit, da hätten Saul und David behauptet, zwischen sie beide passe kein Blatt. David kam an Sauls Hof und konnte mit seinem Harfenspiel Sauls dunkle Gedanken vertreiben. Er war auch ein tüchtiger Soldat. Seine militärischen Erfolge verschafften den Israeliten insgesamt gegenüber ihren Feinden große Vorteile. Und außerdem verstand sich David mit Sauls Sohn Jonathan sehr gut. Insgesamt eine Situation, mit der alle zufrieden sein konnte.

Leider änderte sich dies recht schnell. Saul war auf die Erfolge Davids eifersüchtig. Der König konnte es nicht ertragen, dass sein Untergebener bei anderen angesehener war als er selbst. Zuerst waren es verbale Attacken, dann der Versuch, David auf ein Himmelfahrtskommando zu schicken in der Hoffnung, dass der Draufgänger im Kampf zu Tode käme. Davids Heirat mit Sauls Tochter Michal änderte an der Situation nicht viel. Zwar konnte Jonathans Intervention für einen Moment die Situation entschärfen, aber dann mussten Jonathan und Michal David eröffnen, dass ihr Vater weiterhin konkrete Mordpläne hegte. So floh David schließlich und sammelte eine Schar Abenteurer um sich, mit denen er das Land durchstreifte.

So ist das bis heute geblieben. Wo Eifersucht, Neid und Missgunst, aber auch böser Wille, Arglist, Tücke, Gemeinheit und Niedrigkeit oder die Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit - wo das alles das Verhältnis von Menschen bestimmt, da kann kein Miteinander gedeihen.

In der biblischen Geschichte bekam David Saul in seiner Hand. Es hätte ihn keiner hindern können, die Situation auszunutzen und den Widersacher zu beseitigen. Er hätte sich selbst zum König ausrufen lassen können. Schließlich hatte ihn der Prophet Samuel schon im Auftrag Gottes gesalbt und somit zum Nachfolger von Saul bestimmt.

David besinnt sich eines anderen. Er erinnert sich einerseits an des Treuegelöbnis, das er gegenüber seinem König abgelegt hatte. Seine Anrede an Saul ist durchaus von Ehrerbietung gekennzeichnet: "Mein Herr und König! Mein Vater!" Andererseits bringt David Gott ins Spiel. Saul ist und bleibt für ihn der Gesalbte Gottes. Saul seinerseits erkennt den Großmut seines ehemaligen Heerführers an - "Mein Sohn" ist die Anrede - und Saul wünscht David Gottes Segen.

Was den beiden Männern nicht gelingt ist ein gemeinsames Gespräch. "Woran lag es? Wie konnte es soweit kommen? Was könnte das Verhältnis wieder in eine Spur bringen?" Jeder geht seiner Wege. Vielleicht auch eine Möglichkeit, schiedlich friedlich nebeneinander her zu leben.

Es vergeht noch eine Zeit, bis sich die Philister wieder zum Kampf gegen Israel erheben und es zur Schlacht kommt. Die Söhne Sauls werden getötet, Saul selbst wird schwer verwundet und stützt sich in sein Schwert, weil er nicht lebend in die Hände der Feinde fallen will. David wird schließlich König über ganz Israel und geht als DER König - bis heute - in die jüdische Geschichte ein. Alle anderen Könige werden an ihm gemessen - auch von Gottes Seite her betrachtet.

Zugegeben, auf der einen Seite kann ich mit diesem Ausgang leben - nicht unbedingt im Blick auf das Ende Sauls. Aber manchmal ist das im Leben so, dass man sich nichts mehr zu sagen hat und die Geschichte sich schon irgendwie entwickeln wird. Auf der anderen Seite ist mir das für einen Gottesdienst zu wenig.

Deshalb kommt der zweite biblische Text, die Epistel in den Blick. "Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden", schreibt Paulus an seine Gemeinde in Rom. Davon hatte übrigens auch David gesprochen. Gott werde zwischen ihm und Saul richten. Dabei werde deutlich, dass an ihm, David, kein Fehl zu finden sei.

Das würde Paulus so nicht sagen. "Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden", also Saul und David. "Jeder von uns (wird) für sich selbst Gott Rechenschaft geben." Wenn das zutrifft - und es ist ja richtig, was Paulus hier sagt - dann müssen wir angesichts unseres Schöpfers nicht so sehr auf den anderen schauen, sondern bei uns selbst bleiben. "Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten", so sagt es Paulus, "sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder - der Schwester - einen Anstoß oder Ärgernis bereite".

Wenn das auf beiden Seiten Grundlage unseres Denkens und Handelns wird - dem anderen keinen Anstoß oder Ärgernis bereiten - , wenn wir vielmehr den anderen fördern, ihn in seinem Bemühen ernst nehmen, ihm zugestehen, was wir uns für uns selbst auch wünschen, dann ist der Grundstein gelegt für ein fruchtbares Miteinander - im persönlichen Bereich, aber auch im Beruf, in der Politik und in der Wirtschaft. Und vor unserem himmlischen Schöpfer werden wir dann hoffentlich erklären können, dass wir uns bemüht haben, nach bestem Wissen und Gewissen unsere Entscheidungen getroffen zu haben. Also: "Lasst uns nicht mehr einer den andern richten, sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder - der Schwester - einen Anstoß oder Ärgernis bereite".

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