Sonntag, 22. Mai 2016

1. Sonntag nach Trinitatis

29. Mai 2016

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Himmelfahrtstag unter der Nummer 954.44. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lk 10, 16)

Nach der angestrebten Revision der Perikopenordnung aus dem Jahr 2014 lautet der Wochenspruch: 
Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (1. Joh 4,16b)

Wochenlied:

Nun bitten wir den Heiligen Geist (EG 124 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Von Gott will ich nicht lassen (Eg 365)
Rev. 2014: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)

Lieder im Gottesdienst

EG 450 - Morgenglanz der Ewigkeit
EG 718 - Ps 34 Schmecket und sehe wie freundlich der Herr ist
EG 318 - O gläubig Herz, gebenedei
EG 407 - Stern auf den ich schaue
LW 54 - Stimme, die Sterin zerbricht
LW 60 - Meine Hoffnung und meine Freude

Epistel 1. Joh 4, 16b-21

Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 17 Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, 18 sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. 19 Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. 20 Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? 21 Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

Evangelium Lk 16, 19-31

Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 20 Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren 21 und begehrte, sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. 22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. 23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt. 26 Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. 27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

Predigttext(e)

Die Kommission zur Perikopenrevision schlägt vor, über 1. Mose 18, 16-33 - Abraham versucht, den Untergang von Sodom und Gomorra zu verhindern - zu predigen. Ich muss mal sehen, ob ich diesen Vorschlag folge oder über den traditionell vorgesehenen Episteltext predige. Zunächst einmal kann man hier das Gespräch - man kann auch schon sagen: die Verhandlung, die Abraham mit Gott führt, nachlesen: 

Da brachen die Männer auf und wandten sich nach Sodom, und Abraham ging mit ihnen, um sie zu geleiten. 17 Da sprach der HERR: Wie könnte ich Abraham verbergen, was ich tun will, 18 da er doch ein großes und mächtiges Volk werden soll und alle Völker auf Erden in ihm gesegnet werden sollen? 19 Denn dazu habe ich ihn auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist, auf dass der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat. 20 Und der HERR sprach: Es ist ein großes Geschrei über Sodom und Gomorra, dass ihre Sünden sehr schwer sind. 21 Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist, oder ob's nicht so sei, damit ich's wisse. 22 Und die Männer wandten ihr Angesicht und gingen nach Sodom.

Aber Abraham blieb stehen vor dem HERRN 23 und trat zu ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen? 24 Es könnten vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären? 25 Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, sodass der Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der Richter aller Welt nicht gerecht richten?

26 Der HERR sprach: Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um ihretwillen dem ganzen Ort vergeben. 27 Abraham antwortete und sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden, zu reden mit dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin. 28 Es könnten vielleicht fünf weniger als fünfzig Gerechte darin sein; wolltest du denn die ganze Stadt verderben um der fünf willen? Er sprach: Finde ich darin fünfundvierzig, so will ich sie nicht verderben. 29 Und er fuhr fort mit ihm zu reden und sprach: Man könnte vielleicht vierzig darin finden. Er aber sprach: Ich will ihnen nichts tun um der vierzig willen. 30 Abraham sprach: Zürne nicht, Herr, dass ich noch mehr rede. Man könnte vielleicht dreißig darin finden. Er aber sprach: Finde ich dreißig darin, so will ich ihnen nichts tun. 31 Und er sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden, mit dem Herrn zu reden. Man könnte vielleicht zwanzig darin finden. Er antwortete: Ich will sie nicht verderben um der zwanzig willen. 32 Und er sprach: Ach, zürne nicht, Herr, dass ich nur noch einmal rede. Man könnte vielleicht zehn darin finden. Er aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen.
33 Und der HERR ging weg, nachdem er aufgehört hatte, mit Abraham zu reden; und Abraham kehrte wieder um an seinen Ort.

Predigtideen

Zu jedem der drei vorgestellten Texte habe ich eine Assoziation: 

Das ist nun schon über 30 Jahre her, dass ich während meiner Studienzeit in Göttingen eine Pastorin in der reformierten Kirche über den Episteltext predigen hörte. Die politischen und wirtschaftlichen Zeiten damals waren auch nicht rosig. Wir Studenten waren friedensbewegt und verlangten eine Verständigung der beiden Blöcke, die von Amerika und der UdSSR damals angeführt wurden. Es war die Zeit der Aufrüstung. Und so mancher Student fragte sich, ob er später eine Arbeitsstelle bekommen würde. 

Die reformierte Kollegin nahm 1. Joh 4,16b auf "Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." und fügte dann hinzu: "Die Liebe ist unsere einzige Überlebenschance." Ich habe mir diesen Satz damals in meine Studienbibel geschrieben. 

Im Evangeliumstext versucht der Reiche nach seinem Tod angesichts der höllischen Qualen mit "Vater Abraham" zu verhandeln. Als der erklärt, dass dies nicht möglich sei, erinnerte sich der Reiche an seiner Brüder und bat: "So bitte ich dich, Vater (Abraham), dass du (Lazarus) sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual." Die Antwort, die Abraham gibt, ist bemerkenswert: "Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören." Der Reiche weiß aus eigener Erfahrung, dass der Hinweis auf Gottes Gebote und auf seine Boten nichts nützen wird. Die Gier und die Aussicht auf möglichen Gewinn wird jede soziale Regung zerstören. Deshalb wendet er ein: "Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun." Abraham antwortet: "Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde."

Dieser letzte Satz geht mir jedes Mal, wenn ich ihn lese, durch und durch. Wir Christen glauben, dass einer von den Toten auferstanden ist: Jesus Christus, Gottes Sohn! Und wie sieht die Welt aus? Was tut das so genannte "christliche Abendland" angesichts der vielen Krisen? "Wir haben Mose und die Propheten - und wir haben den auferstandenen Christus; die sollen sie hören." - Hören wir?

Der von der Kommission vorgeschlagenen Text aus dem Alten Testament 1. Mose 18, 16-33 ist auch spannend. Gott will die Menschen in Sodom und Gomorra wegen ihres verderbten Handelns zur Rechenschaft ziehen. Abraham versucht, Gott von seinem Vorhaben abzubringen. Vielleicht denkt er an seinen Neffen Lot, der in der Gegend wohnt. Und so fängt Abraham an zu verhandeln: 

- Es könnten vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären?

- Es könnten vielleicht fünf weniger als fünfzig Gerechte darin sein ...

- Man könnte vielleicht vierzig darin finden. ...

- Man könnte vielleicht dreißig darin finden. ...

- Man könnte vielleicht zwanzig darin finden. ...

- Man könnte vielleicht zehn darin finden. ...

Gott aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen. Und der HERR ging weg, nachdem er aufgehört hatte, mit Abraham zu reden; und Abraham kehrte wieder um an seinen Ort.

Gott geht dann nach Sodom und Gomorra und schaut selbst, was er dort vorfindet. Am Ende heißt es: "Da ließ der HERR Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war." (1. Mose 19,24f) - Also, keine zehn Gerechten!

Wir wissen es, wir hören es am 1. Sonntag Trinitatis wieder einmal: 
  • Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
  • Wir haben Mose und die Propheten - und wir haben den auferstandenen Christus; die sollen sie hören.
  • Gott aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen.
Hoffen wir, dass Gott die zehn Gerechten findet!

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