6. März 2016
Evangelisches Gesangbuch
Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Invokavit unter der Nummer 954.26. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.
Wochenspruch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12, 24)Wochenlied:
Korn, das in die Erde (EG 98) oderJesu, meine Freude (EG 396)
Lieder, die wir im Gottesdienst singen:
451,1-4 Mein erst Gefühl sei Preis und Dank754 Psalm 139
LebensWeisen 53 Du bist da, du bist da
LebensWeisen 54 Stimme, die Stein zerbricht
98, 1-3 Korn das in die Erde in den Tod versinkt
398, 1-2 In dir ist Freude in allem Leide
Die beiden Lieder aus den Lebensweisen wurden bereits am vergangenen Sonntag im Gottesdienst gesungen, als der Posaunenchor die Lieder begleitete. Zur Festigung sollen diese Lieder noch einmal erklingen.
Epistel und Predigttext - 2. Kor 1, 3-7
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 4 der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 6 Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. 7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.Evangelium - Joh 12, 20-26
Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. 21 Die traten zu Philippus, der von Betsaida aus Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollten Jesus gerne sehen. 22 Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas sagen's Jesus weiter. 23 Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. 25 Wer sein Leben lieb hat, der wird's verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt haßt, der wird's erhalten zum ewigen Leben. 26 Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.Predigtideen
Als erstes fiel mit das nachfolgende Gedicht von Rudolf Otto Wiemer ein:Das Wort
Keins seiner Worteglaubte ich, hätte er nicht
geschrien: Gott, warum
hast du mich verlassen.
Das ist mein Wort, das Wort
des untersten Menschen.
Und weil er selber
so weit unten war,
ein Mensch, der »Warum« schreit und
schreit »Verlassen«, deshalb könnte man
auch die andern Worte,
die von weiter oben,
vielleicht
ihm glauben.
Paulus sagt: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. - Und Paulus kann trösten, weil er das Leid selber kennt, er weiß, wovon er spricht. Das spüren die Menschen. Wie bei Jesus.
Zugegeben: Manchmal wünschten wir uns etwa anderes, wir wünschten uns einen, der nicht tröstet, sondern der dazwischenfährt, wir wünschten uns, dass Gott mit der Faust auf den Tisch hat und mit einer Handbewegung aufräumt:
- mit dem Krieg im Nahen Osten
- mit dem Flüchtlingsproblem
- mit dem ungerechten Wirtschaftssystem in der Welt
- mit der Umweltverschmutzung
- mit der Klimaerwärmung
- und was uns sonst noch so alles in den Sinn kommt
Gott hat es tatsächlich einmal versucht. “Gott, der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.” (Gen 6)
Es kam die Sintflut. Bis auf die Familie Noahs kamen alle Menschen um. Warum Noah nicht? “Noah fand Gnade vor dem HERRN. … Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott.” Dann hätte es doch eigentlich gut werden müssen.
Die Sintflut war zu Ende. Noah und seine Familie gingen aus der Arche. Und Noah “baute dem HERRN einen Altar … und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.” Gott ahnte wohl schon, was kam. Noah war der erste Weinbauer, der dann zu tief ins Glas schaute - und in der Folge kam es zu tiefsten Verwerfungen in der Familie (Gen 9,18ff). Und später wollten die Menschen hoch hinaus: “Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen.” (Gen 11) Gott hat auf all dieses menschliche Streben nach der Sintflut nur eine Antwort: “Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.” (Gen 8)
Gott ist diesem Wort treu geblieben. Er hat sein Volk Israel gesegnet und es durch die Zeiten geführt. Selbst in der tiefsten Dunkelheit des Gerichtes konnte er seinem Volk durch den Mund des Propheten Jesaja noch sagen: “Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.” (Jes 54,7ff)
Und als die Zeit erfüllt war, schenkte der der Welt mit Jesus Christus seinen Sohn, “damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben”. (Joh 3,16)
Auch dieser Jesus Christus ist einmal aus der Haut gefahren, hat aufgeräumt im Tempel: “Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus soll ein Bethaus sein«; ihr aber habt es zur Räuberhöhle gemacht.” (Lk 19,46) Aber letztendlich ist er einen anderen Weg gegangen. “Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.” (Mt 26,52)
Am Ende der Passionszeit, Karfreitag, da sehen wir zunächst das Kreuz von Golgatha - aus, vorbei! Wir hören in dieser Dunkelheit die verzweifelte Frage des Gottessohnes: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” Schon in dieser Frage findet Rudolf Otto Wiemer Trost: “Hätte er nicht geschrien: Gott, warum hast du mich verlassen? Keins seiner Worte glaubte ich.” Doch “weil er selber so weit unten war, … deshalb könnte man auch die andern Worte, die von weiter oben, vielleicht ihm glauben.” Es ist gut, wenn wir zunächst einmal vorsichtig formulieren, nicht vollmundig Gottes oder anderen Trost verkünden.
Am Kreuz von Golgatha bekam der Sohn Gottes keine Antwort auf seine Frage nach dem “Warum?” Diese Antwort erfolgte erst später mit einer Gegenfrage, am dritten Tag, als die Frauen den toten Jesus im Grab salben wollten, ihn herrichten für die Ewigkeit: “Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.” (Lk 24,5) Im Wochenspruch und im Evangelium haben wir heute gehört: “Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.”
Wenn wir dieses Sterben für uns geschehen lassen, und wir sagen es doch und wir glauben es, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass seine Auferstehung für uns Frucht trägt, viel Frucht. Wir dürfen vertrauen, dass Menschen lernfähig sind: “Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.” Wir dürfen hoffen, dass sich Jesu Wort erfüllt: “Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.” Und der Sohn Gottes traut uns zu, dass wir selbst tätig werden: “Ihr seid das Salz der Erde. ... Ihr seid das Licht der Welt. … Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.” (Mt 5)
Warum dürfen wir glauben, dass es Zukunft gibt, warum dürfen wir annehmen, dass unsere schwache Kraft die Welt verändern kann, warum dürfen wir gewiss sein, dass Gott uns nicht fallen lässt?
Keins seiner Worte
glaubte ich, hätte er nicht
geschrien: Gott, warum
hast du mich verlassen.
Das ist mein Wort, das Wort
des untersten Menschen.
Und weil er selber
so weit unten war,
ein Mensch, der »Warum« schreit und
schreit »Verlassen«, deshalb können wir
auch die andern Worte,
die von weiter oben,
ganz bestimmt
ihm glauben.
Amen.
Abendmahl
Das Abendmahl werden wir in der Passionszeit in einer ganz schlichten Form feiern.
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